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Schloß Frohsdorf
und seine Geschichte

(ca. 1350 - 1999)



Der Krottenhof

An der Stelle des heutigen Schlosses Frohsdorf stand um die Mitte des 14. Jahrhunderts im Ort Krottendorf ein Hof, Krottenhof genannt.

Rudolf Klingenfurter (ein Raubritter?), dessen Verwandte die Feste Lanzenkirchen besaßen, hatte hier seinen Sitz.

1359 fügte er Neustädtern Bürgern so viel Schaden zu, daß er schließlich des Landes verwiesen wurde.

1380 war Hans von Potschach mit dem Krottenhof belehnt, der Stadtrichter von Wr. Neustadt war.

Der Sage nach soll auch in Ober-Ofenbach

(1403-1751: Ober Ofenbach: Anger, unter der Kirche wo Bildstock istNiederofenbach: Schieringgraben)

ein Schloß gestanden sein.

Das Lehensbuch Herzogs Albrecht (1365-1395) erwähnt auch wirklich um das Jahr 1390 hier einen mit einem Turm versehenen Hof.

"Herr Hans Potschacher hat zelehen ainen Hoff gelegen in Pranperger (Bromberger) plar und haisset der Turnerhoff (Turn ist ältere Form für Turm) und ainen wald dabey end ainlef schilling gelts daselbs die da Ulreich der Ulrechter (Ulreich von Alland) vor hat gehabt."

Hans von Potschacher war damals also Eigentümer des Krottenhofes und des Thurnerhofes.

Es wurden immer wieder die Vermutungen angestellt, daß es einen unterirdischen Tunnel zwischen der Kirche Ofenbach, dem Thurnerhof und dem Krottenhof gegeben hat. Beweise dafür gibt es aber nicht.

Frohsdorf und Ofenbach gehörten zur Pfarre Bromberg.

Um 1418 war Ulrich Potschacher mit dem Krottenhof belehnt.

1455: verkaufte Ulrich Potschacher (Ulrich von Pottschacher wird 1409 bereits in Pitten genannt) den "Thurnhoff" an Veit Prellenkircher. Dieser Thurnerhof wurde später "Vogelhof" genannt. Wann der Hof dann Kirchenbesitz wurde ist unbekannt.

1461: verlieh der Kaiser seinem Getreuen Gothard Vynndorfer das Lehen von Krottendorf.

Als die Scharen des Matthias Corvinus in der Nacht des 23. Februar 1487 in die Vorstadt von Wr. Neustadt eindrangen, wurde Gothard Vynndorfer erschossen.

Sein Grabstein befindet sich im rechten Seitenschiff der Liebfrauenkirche.

Nach dem Tod von Gothart Vynndorfer kaufte Wolfgang Hesib den Hof

1494 kam das Gut an den Kaiserlichen Rat Lorenz Saurer.

1514 verkaufte Lorenz Saurer den "Krottenhof" an Matthäus Teufel.

Er war der Sohn von Wolfgang Teufel, der zwischen 1482 und 1485 heldenmütig die Burg Pitten verteidigte. Dieser wackere Mann soll sogar von seinem Feind Matthias Corvinus in Anerkennung seines mutigen Verhaltens, dessen eigenen silbernen und dann vergoldeten Mundbecher geschenkt bekommen haben.

Matthäus Teufel war ein angesehenes Mitglied des Ritterstandes. Er war auch Verteidiger der Burg Pitten, die 1529 von den Türken vergeblich belagert wurde.

Bei seinem Krottenhof war er nicht so erfolgreich, dieser brannte beim Türkeneinfall 1529 nieder.

Drei Jahre später konnte sich aber Matthäus Teufel schon wieder mit Erfolg, in dem noch nicht ganz wiederhergestellten Haus gegen die türkischen Scharen verteidigen.

Nach Matthäus Tod erbten seine 4 Söhne das Gut und wurden damit belehnt.

Erasmus Teufel war kaiserlicher Gespann zu Ödenburg, Herr auf Landsee und oberster Feldhauptmann der leichten Reiterei in Ungarn. 1522 geriet er in Gefangenschaft und wurde nach Konstantinopel gebracht, wo wurde er auf Befehl von Sultan Solimann wegen seines Glaubens enthauptet wurde. Seine Brüder setzten ihm in der Familiengruft in Winzendorf ein Grabdenkmal.

 


Aus dem Krottenhof wird ein Wasserschloss

(um 1550, unter Christoph Teufel)

Eigentlicher Herr von Krottendorf wurde nun Christoph Teufel (geb. 1517).

In unserer Gegend war er einer der eifrigsten Verfechter des Protestantismus. Er bemächtigte sich der Güter des Klosters St. Peter an der Speer und des verlassenen Franziskanerklosters in Katzelsdorf. Dies alles wurde jedoch vom Kaiser geduldet, da dieser bei ihm hoch in Schuld stand.

Auch der Lanzenkirchner Pfarrer Georg Christalnik beklagte sich 1569 gegenüber Visitatoren, daß Freiherr Christoph von Teufel in den Pfarrhof gekommen sei, ihn gescholten habe, daß er die Messe lese, und schließlich gesagt habe: "Alle, die Messe lesen sind Teufel."

(S. 71 - Dr. Schimetschek)

Durch seine Vermählung mit Susanne von Weißpriach, der letzten ihres Geschlechts, das von Pitten bis Wr. Neustadt reich begütert war, wurde das Vermögen von Christoph von Teufel bedeutend vermehrt und Schloß Katzelsdorf kam in seinen Besitz.

Nicht nur die reiche Mitgift seiner Frau, sondern auch seine großen militärischen und organisatorischen Fähigkeiten sicherten ihm einen Vorrang innerhalb der Familie. Bald war er Inhaber hoher und einflußreicher Ämter unter Ferdinand I. und Maximilian II.

Er streckte dem Kaiser 10.000, später sogar 20.000 Gulden vor.

Von 1547 bis 1550 nahm Christoph von Teufel einen Umbau des Krottenhofes vor, der dem Neubau eines Schlosses gleichkam.

Über den Umbau des Hofes gibt es folgende Inschrift im Schloß:

Ob bei diesem Bau überhaupt Teile von dem alten Hof verwendet wurden, läßt sich mangels älterer Darstellungen nicht sagen.

Geschah es aber doch, so ist wohl anzunehmen, daß der massige Turm, der den rückwärtigen Trakt überragt und dessen Räume als Gefängnisse dienten, einer führeren Zeit angehörte. Wie bei anderen Neubauten von Schlössern mag man auch hier den Turm als Wahrzeichen geschont haben. Es dürfte sich dabei für den Bauherrn darum gehandelt haben, seiner Familie einen vornehmen Wohnort zu schaffen.

Das Gebäude war drei Stockwerke hoch, mit einem Ziegeldach, enthielt eine schöne Kapelle, ansehnliche Räume und einen Keller für 1500 Eimer Wein. Im Hofe befand sich ein Schöpfbrunnen. Das Rondell, das jetzt den Abschluß der Kapelle bildet, dürfte auch damals angelegt worden sein. Obwohl das Schloß mit einem tiefen Zwinger umgeben war, über den eine Aufzugbrücke zum Tore führte, dachte man gewiß auch damals nicht an die Möglichkeit, sich eines ernsten Ansturmes erwehren zu können. Ein einziges Mal, 1663, wird Krottendorf unter den Fluchtdörfern aufgezählt, die beim Herannahmen der Türken aufzusuchen seien. Für den Ernstfall kam es seiner Bauart wegen nicht in Betracht.

Christoph von Teufel starb 1570 im Alter von 55 Jahren und wurde, wie auch später seine Frau Susanne, in der Pfarrkirche zu Winzendorf beigesetzt.

Nach seinem Tod mußte seine Frau viele Verhandlungen mit Kaiser und Erzherzog führen, um die Schulden einzutreiben.

Schließlich kaufte sie von der Hofkammer die Herrschaft Pitten, wobei dann die Schulden in Rechnung gebracht wurden. Ausgenommen vom Kauf waren nur die bei Ofenbach gelegenen Waldungen, genannt "Herzogswald". Damit war die leidige Angelegenheit geregelt.

Susanne von Teufel starb 20 Jahre nach ihrem Gatten.

Johann Christoph von Teufel, einer der vier Söhne von Christoph wurde Erbe.

Er hatte 1585 in mehreren oberitalienischen Städten studiert und war anschließend als Landfahrer ins Morgenland gereist. In Konstantinopel nahm er einen Mann namens Sebastian Stahn als Koch und Dolmetsch in seine Dienste, mit dem er 1588 Ägypten aufsuchte. Von dort gingen sie über den Berg Sinai, dann über Syrien und Mesopotamien, den Euphrat abwärts nach Babylon und fuhren auf dem Tigris ins Persische Meer. Weiter ging die Fahrt zur Insel Ormus. Später durchquerten sie in nördlicher Richtung ganz Persien. Oft litten sie Kälte oder große Hitze, bestanden Gefahren und ertrugen manche Mühsal. Immer diente Stahn treu seinem Herrn, bis er 1590 in der damaligen persischen Hauptstadt Kaswin starb.

In die Heimat zurückgekehrt trat Johann Christoph sein Erbe an und vermählte sich 1592.

Weil er in der Fremde seinem Diener keinen Grabstein setzen konnte, ließ er an der Schloßkapelle in Pitten eine Tafel anbringen, um die Kunde von den Verdiensten und der Treue Stahns der Nachwelt zu überliefern.

Johann Christoph war 1604 Kommissär bei den zu Ofen erfolglos mit den Türken geführten Verhandlungen. Er bekleidete die Stelle eines wirklichen Kämmerers und Hofkammerrates Rudolfs II. und Mathias.

Als 1605 der ungarische Magnat Stephan Botskay die Burg Pitten belagerte und und dadurch arger Wassermangel herrschte, entschloß sich Johann Christoph, inmitten des Schloßhofes einen Brunnen zu bohren zu lasssen, an dem volle 13 Jahre gearbeitet wurde, bis man in einer Tiefe von 56 Meter auf eine Quelle stieß.

In einem Schutzbrief, der 1619 vom Burgherrn erlassen wurde, wird allen Untertanen von Pitten und Brunn sowie allen, die beim Bau des Brunnen mitgeholfen haben, für die Zeiten der Bedrängnis und der Not Zuflucht auf der Burg Pitten zugesichtert.

Johann Christoph von Teufel nahm um 1609 den katholischen Glauben an und errichtete die jetzige Schloßkapelle in Frohsdorf, die der erste Weihbischof von Wien, Alfons Requesens y Fendlet, 1613 weihte.

Später wurde er Burghauptmann in Wr. Neustadt und starb 1624.

Sein Sohn, Christoph Adolf von Teufel war der letzte "von Teufel" der den Krottenhof besaß.

Die Schwester von Christoph Adolf von Teufel, Apollonia, war mit Hanns Balthasar Graf von Hoyos vermählt. Sie starb als Witwe.

Ihre Tochter Freifrau Anna Catharina war ihre Haupterbin und 1658 wurden ihr schließlich nach langandauernden Erbstreitigkeiten die Schlösser Pitten, Frohsdorf und Eichbüchel zugesprochen.

 


Auswirkungen der 2. Türkenbelagerung auf das Schloss Frohsdorf und seine Umgebung

(ab1659, unter den Grafen von Hoyos)

1659 trat sie die Güter an ihren Bruder Johannes Balthasar, Graf von Hoyos ab.

Er war ein Freund der schönen Künste und hielt sich gern in Wien auf. Als Landmarschall verblieb er während der Pestjahres 1679 in Wien, obgleich fast der gesamte Adel geflüchtet war. Der Graf beherbergte damals den berühmten Prediger Pater Abraham a Santa Clara in seinem Hause.

1679 wurde das Gebiet um Hochwolkersdorf von der Pest arg heimgesucht. Nach Beendigung der Seuche ließ Fürst Paul Esterhazy zu Ehren der Hl. Rosalia, der Pestpatronin, die Rosalienkapelle auf dem Berggipfel errichten.

1681 besuchte das Kaiserpaar Leopold I. und Eleonora Johannes Balthasar Graf von Hoyos in Frohsdorf.

Zu Ehren der Kaiserin wurde ein großes Fest gefeiert und im barocken Gartentheater im Schloßpark eine Barockoper aufgeführt.

Dem Theatergebäude war eine Freilichtbühne mit zwei Treppen vorgebaut, die Gäste saßen im Freien.

Kaiser Leopold I. erließ Patent über die "Defensions-Veranstaltung wider die Türken", in der er anordnete, daß Fluchtorte bestimmt wurden, in denen die Bevölkerung Zuflucht finden konnte. Zur Instandsetzung dieser Örtlichkeiten sollten die betreffenden Einwohner drei Tage Robotarbeit leisten - Diesen, der Allgemeinheit dienenden Verordnungen, widersetzten sich aber einige Herrschaften und auch ganze Orte

Graf Johannes Balthasar Hoyos hinterließ nach seinemTod im Jahre 1681 seine Gattin Susanne von Hoyos und einen minderjährigen Sohn. Diese flüchteten vor den sich nähernden Türken.

Während sich das türkische Hauptheer in der Stärke von ca. 300.00 Mann unter dem Großwesir Kara Mustafa im Juli 1683 der Stadt Wien näherte, litten die Bewohner Westungarns und des daran anschließenden österreichischen Gebietes bereits unter der Vorhut der türkischen Armee. Die Tartaren verbreiteten Angst und Schrecken.Sie plünderten und brannten alles nieder.

So wurde auch Lanzenkirchen arg verwüstet, der Pfarrhof zerstört, während der Pfarrer Mathias Steinbüchler an den erlittenen Mißhandliungen starb. Die Chronik sagt, "daß er großes Ungemach erlitten hat."

Kleinwolkersdorf und Haderswörth dürften ihrer ungeschützen Lage wegen das Schicksal Lanzenkirchens geteilt haben. Die Toten blieben oft länger liegen und waren vielfach schon halb verwest. Oft wurden sie dann außerhalb des Friedhofes verscharrt.

In Frohsdorf wurde das Schloß und manches Haus ein Raub der Flammen. Anscheinend aber glückte es vielen Frohsdorfern und Ofenbachern, sich mit ihrem Vieh in die Wälder zu retten.

Auch Ofenbach brannte zum Teil ab. Die Ofenbacher Kirche blieb bestehen. Viele Menschen wurden von den Türken mitgenommen.

In Wr. Neustadt war fast die Hälfte der Bevölkerung vom Tod hinweggerafft worden.

Während der türkischen Belagerung Wiens hörte man in

Wr. Neustadt deutlich den Donner der Geschütze. Als aber am 12. September 1681 der Lärm verstummte, meinte jedermann, daß die Kaiserstadt in die Hände der Türken gefallen sei.

Als man später erfuhr, daß Wien frei sei, gab es natürlich große Freude.

 


Lanzenkirchner in türkischer Gefangenschaft

In Lanzenkirchen fielen ein Mann namens Simon Ungerböck, ein 37jähriger Bauer aus Kleinwolkersdorf, der später im Haus Nr. 13 gelebt hat und wahrscheinlich auch dessen Frau Barbara in die Hände der Türken und wurden verschleppt.

In manchen Erzählungen hieß es, die Frau verleugnete ihren Glauben und wurde wahrscheinlich bald wieder freigelassen.

Es könnte aber auch sein, daß sie gar nicht gefangengenommen wurde.

Der Mann blieb jedenfalls standhaft und mußte im fremden Land in Ketten auf den Feldern schwer arbeiten. Eines Tages war nahe am Feld ein Wald mit vielen Höhlen. Er verkroch sich in eine solche tiefe Höhle und wartete die Dinge ab, die nun geschehen würden. Gegen Abend hörte er Pferdegetrampel und Schreie und sah Fackelschein in sein Versteck hineinleuchten, wurde aber nicht entdeckt.

Die Höhlen lassen vermuten, dass er sich nicht in der Türkei sondern auf dem Balkan befand.

Nun wanderte er bei Nacht weiter. Bei Tag versteckte er sich. Er wußte, daß er gegen Nordwesten gehen mußte.

Ein mitleidiger Schmied sprengte ihm seine Fußeisen.

Als er am 7. Mai 1685 in seine Heimat zurückkehrte, konnte er seine Frau Barbara und seine vier Kinder in die Arme schließen. Zum Dank für seine Errettung hängte er die schwere Kette in der Kirche zu Lanzenkirchen auf.

Heute ist diese Kette im Bauernmuseum Lanzenkirchen zu sehen.

Simon Ungerböck starb am 14. Oktober 1694 mit 48 Jahren.

um 1715: Nach den schweren Beschädigungen durch die Türkenkriege ließ der nächste Besitzer von Schloß Frohsdorf, Ernst Ludwig, Graf von Hoyos das Renaissance-Wasserschloß in ein, angeblich nach Plänen Fischers von Erlach, BAROCKSCHLOSS umbauen.

Die Gemächer wurden prachtvoll ausgestattet, eine wertvolle Gemäldesammlung (Bilder von Tizian waren darunter) schmückte die Räume und im Park gab es Springbrunnen.

Als 1718 der Graf starb war das Innere des Schlosses noch nicht vollendet.

In die Zeit zwischen 1703 und 1711 fällt der Kuruzzenaufstand.

1707 sollen die Kuruzzen den Schnotzenhof (heutiger Föhrenhof) zerstört haben

Auch die Pest wütete zu dieser Zeit. Obwohl die Orte an der ungarischen Grenze heimgesucht wurden, wurde anscheinend Lanzenkirchen verschont. Die Burschen von Lanzenkirchen hängten zum Dank für die Verschonung vor der "Pestilenz" 1713 ein Votivbild in der Pfarrkirche auf.

Johann Ernst, Graf von Hoyos wurde 1718 der neue Besitzer von Schloss Frohsdorf. Er war jedoch erst wenige Monate alt. So verwaltete bis 1740 sein Vater Graf Philipp Joseph die Güter. Bald nachdem der junge Johann Ernst seine Besitzungen übernommen hatte, machte er bedeutende Schulden und es kam zum Streit mit seinem Vater.

Zunächst wohnte der junge Graf in Wien. Gleich anderen Adeligen war er Mitglied der heimlich errichteten Freimaurerloge "Die drei Kanonen", bei der wahrscheinlich auch Kaiser Franz Stephan von Lothringen (Gemahl von Kaiserin Maria Theresia ) Mitglied war. Eines Tages ließ jedoch Maria Theresia den Versammlungsort mit Militär umstellen und die Teilnehmer kamen in den Arrest. Obwohl alle auf Fürbitte des Kaisers nach kurzer Zeit wieder frei gelassen wurden, bewog angeblich dieser Vorfall den Grafen, sich nach Frohsdorf zurückzuziehen

Er hatte eine Vorliebe für die Drechslerei, Musik und die Jagd. Er ließ dafür eigens einen Schloßdrechsler und einen Schloßtischler zur Mithilfe anstellen. Jeden Feitag ließ er auf einem großen sechsspännigen Leiterwagen Musiker aus Wr. Neustadt kommen. Er selbst wirkte bei der Musik mit. Auch die zwei Billardtische wurden fleißig vom Grafen und seiner Dienerschaft benützt. Während man spielte und trank, trat der Graf oft zu den Dienern, um sie zu ermuntern. Die Gräfin saß indessen in der Nähe mit einer Haushälterin am Spinnrad arbeitend. Gerne wurden auch Ausflüge ins Gebirge gemacht. Das Hauptvergnügen des Grafen aber war die Jagd, die er während der schönen Jahreszeit besonders auf dem Ganhs am Schneeberg ausübte. Seine eigenen finanziellen Angelegenheiten behandelte er mit zu großer Nachlässigkeit. So kostete die Erhaltung des neu angelegten Schloßparks damals jährlich 1200 fl. und als der Graf 1781 starb, hinterließ er große Schulden.

Sein einziger Sohn Johann Philipp, Graf von Hoyos, war mit einer Gräfin von Clary vermählt. Das Ehepaar verbrachte, so lange der alte Graf lebte, nur wenige Tage im Jahr in Frohsdorf, denn die junge Frau, die an feine Umgangsformen gewöhnt war, mochte den ungezwungene Ton und die groben Witze ihres Schwiegervaters nicht. Später aber wurde Frohsdorf ihr Lieblingssitz. Sie empfing hier Freunde und Verwandte.

Obwohl Johann Philipp ein heiterer Gesellschafter war, wich er aber der neuen Etikette in Frohsdorf lieber aus und ging auf seinen anderen Gütern der Jagd, dem Kegel- und Kartenspiel nach. Die Sorge um die Güterverwaltung überließ er seinen Beamten.

1786 gingen auf den Gütern, zumTeil aus Futtermangel, sehr viele Schafe und Lämmer ein. Der jährlich Ertrag aus der Herrschaft Frohsdorf war damals mit 2.500 fl. berechnet.

Anfang 1803 starb der Graf.

Der nächste Besitzer war sein erst zwanzigjähriger Sohn Johann Ernst, Graf von Hoyos.

Er führte die Verwaltung der ziemlich verwahrlosten Güter so gut, daß sich der Ertrag schon nach wenigen Monaten erhöhte.

1808 bildete der junge Graf als erster von allen österreichischen Herrschaftsbesitzern ein Landwehrbattaillon aus (nur aus Untertanen) dessen Wehrbezirk die Umgebung von Wr. Neustadt war.

Der Ausbildung und Ausrüstung dieser Truppe widmete er nun seine ganze Zeit und auch beachtliche Geldsummen. Er nahm mit ihnen an der Schlacht bei Wagram teil (Napoleon siegte).

Durch die Plünderungen der Franzosen wurde dem Schloß Frohsdorf sehr großer Schaden zugefügt.

In dem großen bequemen Schloß hatten die französischen Offiziere ihren ständigen Treffpunkt, wo sie bei Gelagen bald alle Vorräte verbrauchten. Viele Möbel waren zertrümmert, manches verschwunden, das Schloß voll Schmutz, alle Vorräte und das gesamte Futter weg. Die Franzosen verursachten hier einen Schaden von 40.000 bis 50.000 fl.

Unsere Heimat wurde in der Franzosenzeit durch Einquartierungen und Abgaben sehr in Mitleidenschaft gezogen. Von Ende 1805 bis Anfang 1806 waren die ersten Durchmärsche französischer Truppen.

Im Jahre 1809 wurde das Steinfeld noch schwerer heimgesucht. Äcker und Wiesen erlitten großen Schaden. Allerlei Diebstähle wurden verübt.

Es soll öfter vorgekommen sein, daß die Landbevölkerung einzelne Franzosen, die sich stehlend herumtrieben erschlagen und verscharrt haben. Beim Roten Kreuz im Rosental soll auch einer begraben sein, den ein Fingerlos und Liesbauer getötet haben soll.

1813 befehligte Johann Ernst, Graf von Hoyos wieder 1500 Landstürmer.

Graf Hoyos sorgte für seine Soldaten so gut, daß er bei ihnen sehr beliebt war.

Im Sommer 1814 gab er anläßlich der Heimkehr in Frohsdorf ein großes Fest für das ganze Bataillon.

Nach dem neuerlichen Ausbruch des Krieges gegen die Franzosen ging das Bataillon zunächst wieder nach Italien, von dort nach Frankreich.

Im Herbst 1815 war der Graf wieder daheim und der Krieg gegen Napoleon endgültig gewonnen.

Beim Wiener Kongress von 1814-1815 trifft sich Europa in Wien und Österreichs Staatskanzler Klemens Wenzel Metternich wird zum "Kutscher Europas".

Die finanzielle Lage der Herrschaft Frohsdorf hat sich jedoch in der Zeit der Franzosenkriege, trotz aller Arbeit, durch Wetterschäden, Viehseuchen, den Kurssturz von 1811 und durch die feindliche Besetzung stark verschlechtert.

1817 kam die Gräfin von Lipona (die jüngste Schwester von Napoleon) nach Frohsdorf.

Sie war ehemalige Königin von Neapel.

1815, nach der Erschießung ihres Gatten, flüchtete sie aus Neapel, wobei sie fünf Schiffe voll Kostbarkeiten mitnahm.

Ihr gefiel es in Frohsdorf so gut, daß sie dem Grafen mitteilen ließ, sie wolle Schloss Frohsdorf und Katzelsdorf kaufen. Graf Hoyos war sehr verwundert darüber, denn er hatte noch nie daran gedacht, seinen Lieblingssitz zu verkaufen. Um weitere Verhandlungen zu vereiteln, nannte er einen Preis von 400.000 fl. in Silber (ca. 120 Millionen Schilling heutiger Kaufkraft), von dem er dachte, dass er das nie bekommen würde. Die Gräfin nahm jedoch den Vorschlag sofort an.

Nie mehr wurde für das Schloss Frohsdorf so viel bezahlt, wie von der Gräfin von Lipona.

Sie stattete nun alle Räume des Schlosses Frohdorf mit den mitgebrachten Kostbarkeiten prachtvoll aus und lebte dort bis 1826.

In dieser Zeit wurde auch die Ortschaft und das Schloss von Froschdorf auf Frohsdorf umbenannt.

Durch Kauf ging das Gut 1828 um 297.000 fl. in den Besitz von Alexander Ritter von Yermoloff über. Er war kaiserlich russischer General, soll aber bei Hof in Ungnade gefallen sein.

1834 kaufte er die in der Nähe des Schnotzenhofes gelegenen Güter vom Prigglitzer Pfarrer. Im Schnotzenhof hielt die Herrschaft damals über 900 Schafe echter Merino Rasse. Aber schon unter der Hoyos Herrschaft muß es viele Schafe am Schnotzenhof geegeben haben.

Alexander Ritter von Yermoloff starb 1835.

Sein Sohn Michael Ritter von Yermoloff wurde der nächste Besitzer des Schlosses. Im Schloßpark steht ein schlichtes Denkmal, das er zu Ehren seines Vaters errichten ließ.

1839 erwarb den Besitz Peter Ludwig Johann Casimir, Herzog von Blacas d’Aulps um 175.000 fl..

Nach der Wiedererrichtung des französischen Königtumes war er bei Ludwig XVIII. Haus- und Staatminister und geheimer Berater, später Gesandter.

Er besaß auch ein Schloß in Kirchberg am Wald (bei Schrems im Waldviertel), wo auch das Herzogspaar von Angouleme zeitweise wohnte.

Nach dem Tod ihres Gatten Ludwig kaufte Marie Theresia Charlotte de France, Herzogin von Angouleme das Schloß Frohsdorf um 175.000 fl..

 


Die Bourbonen in Frohsdorf

(ab 1844)

Marie Theresia Charlotte de France, die spätere HERZOGIN von ANGOULEME (geb. 1778) ist die Tochter des französichen Königspaares Ludwig XVI. und Marie Antoinette (Tochter von Maria Theresia), die 1795 während der Französischen Revolution hingerichtet wurden.

Maria Theresia Charlotte de France verblieb nach dem Tod ihrer Eltern weiter in Gefangenschaft in Frankreich bis es dem österreichischen Kaiserhaus gelang, sie auf diplomatischem Weg über den Austausch mit gefangenen Franzosen nach Wien zu holen, wo sie dann eine Zeitlang am Hof von Kaiser Franz I. lebte.

Ihr Bruder, inoffiziell Ludwig XVII. genannt, der rechtmäßige Thronfolger, wurde vom Gefängniswärter Simon aufgenommen, der nach Jahren den Tod des Thronfolgers meldete

Diese Todesnachricht blieb aber bis heute sehr mysteriös. Jedenfalls blieb Ludwig XVII. verschwunden.

Ein Mann namens Naundorff aus Berlin meldete sich später und behauptete, der französische Thronfolger zu sein. Er reiste seiner angeblichen Schwester nach, aber er bekam nie eine Audienz bei ihr.

An ihrem Sterbebett soll sie zu einem General Laroche Jacquelin gesagt haben: "Mein Bruder ist nicht gestorben, das ist der Alpdruck meines ganzen Lebens."

In Österreich heiratete Maria Theresia Charlotte de France 1799 ihren Cousin Ludwig Anton de Bourbon, Herzog von Angouleme (Sohn von ihrem Onkel Karl X.).

Nach Napoleons Sturz ging sie mit Ludwig XVIII. (Bruder ihres Vaters) nach Frankreich zurück und trat mutig und tatkräftig gegen Napoleon auf, als dieser für 100 Tage von Elba nach Frankreich zurückkehrte.

Napoleon sagte über die Herzogin von Angouleme: "Diese Herzogin ist der einzige Mann der Familie Bourbon."

Die Ehe des Herzogpaares von Angouleme blieb kinderlos.

Sie nahmen jedoch ihren Neffen Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord schon in jungen Jahren bei sich auf, um ihn zum französischen Thronfolger zu erziehen.

Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord, wurde am 20. September 1820 in Paris geboren, sieben Monate nachdem sein Vater, der Herzog von Berry (Bruder von Herzog von Angouleme), vor der Pariser Oper ermordet wurde. Seine Geburt erregte in legitimistischen Kreisen große Freude, da sie den Fortbestand des Hauses Bourbon sicherte.

1830 wurde sein Großvater Karl X. gezwungen zugunsten seines Enkels abzudanken.

Am 29. April 1832 unternahm seine Mutter, Marie Caroline, Gräfin von Berry den Versuch ihren Sohn, den erst zwölfjährigen Heinrich, Herzog von Bordeaux, auf den Thron zu bringen. Der Versuch mißlang gänzlich. Sie mußten verkleidet flüchten.

Das Ehepaar von Angouleme nahm nun Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf Chambord zu sich, weil sie seiner Mutter, der Gräfin von Berry, die richtige Erziehung nicht zutrauten. Marie Caroline von Berry führte in ihren Augen ein liederliches Leben.

Das Herzogpaar von Angouleme und Graf Chambord lebten einige Zeit im Waldviertel in Kirchberg am Walde. Für den Winter hatten sie in Görz in Italien eine standesgemäße Bleibe

Im Waldviertel war ihnen das Klima auf Dauer zu rauh.

Nach dem Tod des Herzogs von Angouleme im Jahre 1844 kaufte die Herzogin das Schloß Frohsdorf, das nun ihre Sommerresidenz wurde.

Königstreue Franzosen reisten dem Grafen Chambord nach und boten ihre Dienste an. So entstand eine richtige französische Kolonie in Frohsdorf. Man könnte sagen es war eine Exilregierung.

Auf das hiesige Ortsleben wirkte sich der Bourbonensitz auf Schloss Frohsdorf sehr positiv aus.

Die Herzogin von Angouleme war sehr mit der Erzherzogin Sophie befreundet, die öfters mit ihren Söhnen Franz Josef (späterer Kaiser) und Maximilian nach Frohsdorf kam.

1845 ließ die Herzogin von Angouleme das "Neue Haus" für die Dienerschaft erbauen, wo sich 16 Zimmer befanden.

1848 ließ sie hundert Arbeiter aus Wien nach Frohsdorf kommen, die zu beiden Seiten der Leitha zwischen Lanzenkirchen und Frohsdorf Schutzdämme errichteten. (Siehe auch Kapitel Vormärz und Revolutionsjahr 1848 in Lanzenkirchen)

Die immer schwarz gekleidete Herzogin von Angouleme war eine sehr ernste, wortkarge, harte Frau, die aber sozial engagiert und tief religiös war. Sie feierte täglich um 5 Uhr die Frühmesse mit. Trotzdem war sie nicht frei von Rachegedanken. In der Schlosskapelle hatte sie ein Stück des blutbefleckten Hemdes aufbewahrt, das ihr Vater Ludwig XVI. bei seiner Hinrichtung getragen hatte. Den Jahrestag der Hinrichtung ihrer Eltern, verbrachte sie stets allein vor dieser Reliquie. Es wird behauptet, dass sie beim Beten des "Vater unsers" die Worte "wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" ausgelasen hat.

Von der Herzogin ging auch der Gedanke aus, in Frohsdorf ein Kloster mit Mädchenschule zu gründen.

Sie starb jedoch am 19. Oktober 1851 in Frohsdorf vor Fertigstellung des Klosters. Sie wurde mit einem Totenwagen der Eisenbahn nach Görz überführt und dort in der Familiengruft der Bourbonen beigesetzt.

Pfarrer Ignaz Löffler von Lanzenkirchen hat der "hohen Erdenbürgerin" vor dem Abtransport ihres Leichnams nach Görz einen schönen Nachruf gehalten. Er sagte: "Die Geschichte wird kaum ein zweites Beispiel anführen können, daß jemand der Kelch des Leidens mit solcher Bitterkeit wäre gereicht worden, als dieser erhabenen Königstochter."

Der Erbe der Herzogin von Angouleme war natürlich Heinrich, Herzog von Bordeaux, Graf von Chambord, der rechtmäßige französische Thronfolger.

Er hatte am 16. November 1846 in Bruck an der Mur Maria Theresia Beatrix, Erzherzogin von Österreich-Este geheiratet.

Das Wirken der gräflichen Familie Chambord beeinflußte das Leben

in Lanzenkirchen und Frohsdorf nachhaltig.

Als das Kloster- und Schulgebäude 1854 fertig wurde, ließ die Gräfin von Chambord fünf Schwestern aus Metz (Frankreich) aus dem Orden der Hl. Christiana holen, damit sie die Erziehung der Mädchen der französischen Schlossangestellten übernehmen.

Am 12. August 1854 fand die feierliche Einweihung des neuen Klosters statt.

Sehr bald wurde diese Schule für alle Mädchen der Gemeinde geöffnet.

Graf Chambord hatte ein fast leidenschaftliches Interesse für das Schulwesen und so war er sofort einverstanden, als die Gemeindeführung ihn bat, doch auch eine Knabenschule in Frohsdorf zu errichten und er hinterließ später sogar Stiftungen, damit für den Erhalt und die Bezahlung der Lehrer gesorgt war.

Im Verlauf des Herbstes 1864 konnten die Knaben in die neue Schule nach Frohsdorf gehen, die von den Marienbrüdern geleitet wurde. Diese Schule war im Hause Nr. 23 in Frohsdorf.

Damit ist die alte Pfarrschule in Lanzenkirchen (war im heutigen Haus der Fam. Pichler, vis a vis vom Pfarrhof untergebracht gewesen) für immer geschlossen worden. Der Lehrer dieser alten Pfarrschule Ignaz Linhart wurde mit einer Pension in den Ruhestand versetzt.

1854: wurde im Mai die Brücke über die Leitha in Frohsdorf neu gebaut. Holz und Arbeitslohn hat Graf Chambord beigetragen.

Die Freigiebigkeit des Grafen Chambord zeigt sich auch an folgendem Beispiel:

Die Mutter von Graf von Chambord, Maria Caroline von Berry, war in 2. Ehe mit dem Grafen Hektor Lucchesi-Palli verheiratet. Sie lebten im Schloss Brunnsee bei Mureck. Infolge unglücklicher Spekulationen des Grafen Lucchesi und durch wenig wirtschaftliches Haushalten der Herzogin von Berry waren sie in arge finanzielle Bedrängnis gekommen. Eine Bestandsaufnahme ergab eine Schuldenlast von über 3,5 Millionen Francs. Da verkaufte Graf von Chambord seine Sportfpferde, überflüssige Einrichtungsgegenstände und Silberzeug, um die Schulden seiner Mutter begleichen zu können. Heimlich ersteigerte er das Schloss Brunnsee, ließ es vollkommen herrichten, um es sodann ihren Kindern aus zweiter Ehe zu überlassen. So konnte die fast erblindete Herzogin von Berry wenigstens unter dem Familiendach sterben. Das Schloss wird heute noch von den Nachkommen der Lucchesi bewohnt.

Reiche Mittel gestatteten es Graf Chambord, in Frohsdorf ein glänzendes Hofleben zu führen. Er war ständig von französischen Adeligen umgeben, die sich im Abstand von einigen Monaten abwechselten und das königliche Gefolge bildeten.

1873 sollte Graf von Chambord als Heinrich V., König von Frankreich werden. Dick Bazin, sein oberster Stallmeister, der aus Frankreich mit dem Grafen mitgekommen war, und hier die Tochter des Försters Wenzel Schmidt, Therese, zur 2. Frau genommen hatte, wurde beauftragt mit dem Zug nach London zu fahren, um das Pferd, auf dem der Graf in Paris zu seiner Krönung einreiten wollte, zu holen. Das Pferd gelangte tatsächlich bis nach Frohsdorf, doch zur Krönung des Grafen kam es nicht, weil er sich weigerte seinen Eid auf die Trikolore zu leisten.

So blieb Graf Chambord mit seiner Frau und der königstreuen, französischen Kolonie in Frohsdorf, die ihm ihre Dienste anboten. Darunter befanden sich Graf Wilhelm Isidor von Montbel und der berühmte Geologe und Wissenschaftler Dr. Joachim Barrande. Beide sind auf dem Lanzenkirchner Friedhof begraben.

X Wilhelm Isidor, Graf von Monbel (gest. 29. Jänner 1861), gewesener Minister und Staatssekretär von Karl X., König von Frankreich. Er war dann Oberhofmeister von Graf Chambord.

X Der berühmte Geologe Dr. Joachim Barrande (11. August 1799 - 05. Oktober 1883). Er war zuerst Erzieher und Lehrer von Graf Chambord, später wurde er ein berühmter Geologe und gleichzeitig Generalverwalter der französischen Güter des Grafen.

Dr. Joachim Barrande, geboren in Saugues in der Auvergne, entwickelte schon in seiner Kindheit eine große Liebe zur Natur. Er studierte in Paris und trat dann in die Dienste von Graf Chambord. 1833 ging er mit Graf Chambord ins Exil nach Prag, wo sie im Schloß Hradschin lebten. Er widmete über 40 Jahre seines Lebens dem Studium der Silurformation Böhmens. In seinem monumentalen Werk "Systeme Silurien du Centre de la Boheme" brachte er die Beschreibung und Abbildung von nahezu 5000 Arten. Er hat die größte private geologische Sammlung Europas zusammengestellt und diese und seine Bibliothek dem Museum des Königreiches Böhmen vermacht. Sie ist heute im Nationalmuseum in Prag zu sehen.

1851 kam Dr. Barrande mit Graf Chambord nach Frohsdorf, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1883 als Berater und Verwalter im Schloß lebte.

Dr. Joachim Barrande wird heute noch besonders in Prag sehr verehrt. Sogar ein ganzer Stadtteil, der Filmbezirk, ist nach ihm BARRANDOVA genannt worden. Die naturhistorische Abteilung des Nationalmuseums ließ zum Gedenken an ihn 1908 die Barrandetafel auf den Kuchelbader Felsen vergolden.

Auf seinem Grabstein am Lanzenkirchner Friedhof ist zu lesen, daß er nicht nur wegen seiner Tugenden berühmt war, sondern auch wegen seines liebenswürdigen Charakters, seiner einfachen Lebensweise und seines überragenden Geistes. Er zeichnete sich aus, durch tiefe Kenntnisse in verschiedenen Wissensgebieten und war Mitglied fast aller Akademien der gelehrten Welt. Weiters heißt es auf seinem Grabstein: "Ausgezeichnet mit den meisten Orden Europas, ohne jemals einen getragen zu haben, lebte er geehrt durch die Achtung und Gunst seines Königs, bewundert von den Gelehrten und geliebt und verehrt von allen, die ihn gekannt haben."

Die kalte Jahreszeit verbrachte das gräfliche Ehepaar Chambord in Görz und Venedig, den Sommer in Frohsdorf.

Das gräfliche Paar war bei der Bevölkerung sehr beliebt.

Viele Ortsbewohner fanden Arbeit und damit Verdienst im Schloß. Von den etwa 80 Bediensteten im Schloß wurde nie einer entlassen, die Alten lebten weiter dort und die Kinder wurden auf Kosten des Grafen erzogen, einschließlich Unterricht in der französichen Sprache.

Es gab auch ein Waschhaus, wo die Wäsche aller Adeligen und der ganzen Dienerschaft gewaschen wurde. Die schmutzige Wäsche wurde von zu Hause abgeholt und dann fix und fertig gebügelt wieder ins Haus gebracht. Ein Wunschtraum vieler weiblicher Berufstätiger unserer Zeit!

 


HEILIGER DON BOSCO in Lanzenkirchen!

Graf von Chambord war für seine Zeit sehr sportlich. Er war ein guter Reiter und Schwimmer und vor allem ein leidenschaftlicher Jäger.

Die letzten Jahre des Grafen von Chambord waren eine melancholische Idylle, in der wundervolle Jagden die Hauptrolle spielten.

Folgendermaßen hat man die Heimkehr des Grafen von Chambord von der Jagd beschrieben: Die Jäger in ihren malerischen Kostümen, die Diener in der Uniform des Hauses, die historischen Fanfaren auf ihren Hörnern blasend, vom Jaulen der prachtvollen Hundemeuten unterbrochen. Eine Miniatur von Versailles, aber größer an Treue und innerer Würde!

Mitte 1883 erkrankte Graf von Chambord. Heftiges Erbrechen und fürchterliche Bauchschmerzen hinderten ihn an jeglicher Nahrungsaufnahme. Es wurde nach dem heiligmäßigen Jugendseelsorger Johannes Don Bosco, der in Turin wirkte, geschickt, der nach mehrmaligen Bitten wirklich nach Frohsdorf kam, um mit dem Grafen für seine Gesundheit zu beten. Tatsächlich erholte sich der Graf nach dem Gebet mit Don Bosco. Die Besserung wurde auch von den Ärzten bestätigt.

Am 17. Juli 1883 fuhr Don Bosco wieder nach Turin zurück.

Um seiner großen Leidenschaft, der Jagd, auch vom Krankenbett noch nachgehen zu können, wurden Tiere des Tiergartens vom Schloß vor dem Fenster des Kranken zusammengetrieben und der Graf konnte von dort aus noch schießen.

Bald jedoch verschlechterte sich sein Zustand wieder, angeblich weil ihm beim Abfeuern eines Schusses der Gewehrkolben in der Magengegend getroffen hatte.

Am 24. August 1883 um 8 Uhr früh starb Graf Chambord.

Als Todesursache gibt es verschiedene Spekulationen: Manche meinen, er hatte Magenkrebs, andere wiederum glauben, man hatte ein Attentat auf ihn verübt und ihm zu seinen geliebten Erdbeeren statt Zucker, klein zerriebenes Glas oder ähnliches gemischt, welches ihm den Magen verletzt hat. Geklärt ist die Todesursache bis heute nicht restlos.

Sein Leichnam wurde nach Görz überführt. Die Wr. Neustädter Bürgergarde stellte den Trauerkondukt und begleitete als Totenwache den Leichnam nach Görz. Erzherzog Carl Ludwig war als Vertreter des Kaisers bei den Trauerfeierlichkeiten anwesend.

Der Letzte Wille des Grafen vezeichnete Stiftungen für das, von ihm an die Redemptoristen übergebene Kloster Katzelsdorf, für die Mädchen- und Knabenschule der Gemeinde Lanzenkirchen, für einen Schlossgeistlichen und eine (nicht mehr bestehende) Apotheke, in der unbemittelte Kranke kostenlos Arzneien verabreicht bekamen.

Alle Bediensteten erhielten eine lebenslängliche Pension.

Für die Armen der Gegend wurden 30.000 Fr. angewiesen.

Die Gräfin von Chambord blieb weiter im Sommer in Frohsdorf, und auf Bitten der Gemeindevertreter und der Marienbrüder erklärte sie sich später auch noch bereit, eine neue Knabenschule in Lanzenkirchen zu finanzieren, weil die in Frohsdorf zu klein geworden war. Doch als alle Bewilligungen beisammen waren und der Grundstein für die neue Knabenschule gerade gelegt worden war, erreichte die Lanzenkirchner die traurige Mitteilung vom Ableben der Gräfin, die 1886 in Görz starb und dort auch bestattet wurde.

Gräfin Chambord vererbte ihren Grundbesitz an Don Jayme von Bourbone (geb. 1870). Doch sein Vater, Don Carlos, Herzog von Madrid und dessen Gattin Margarethe von Parma, die 1867 in Frohsdorf geheiratet haben, sollten auf Lebenszeit Nutznießer sein.

Robert von Parma, ein Neffe der Gräfin von Chambord und Besitzer von Schloss Schwarzau, wurde von ihr als Erbe über alle beweglichen Güter, inklusive der Geldmittel, eingesetzt. Und die Lanzenkirchner konnten beruhigt sein, denn im Testament der Gräfin wurde auch verfügt, daß Robert von Parma den Schulneubau in Lanzenkirchen aus dem Erbe zu finanzieren habe und sich auch weiterhin um das Wohl der Schule kümmern soll, was er auch wirklich tat.

Er wurde zum Wohltäter für Lanzenkirchen. Er kümmerte sich um die finanzielle Seite des Schulbaues in Lanzenkirchen, da man mit dem Bau beim Tod der Gräfin von Chambord erst begonnen hatte. Er war außerordentlich interressiert am Geschehen in Lanzenkirchen, besonders was die Schule betraf. So besuchte er häufig Schulveranstaltungen und war ein gern gesehener Gast bei den Marienbrüdern. Sicher auch, weil er für ihre Wünsche immer ein offenes Ohr hatte.

Robet von Parma hatte aus zwei Ehen 23 Kinder. Eine Tochter aus 2. Ehe war Zita von Parma (1892-1989), die spätere letzte Kaiserin von Österreich. Auch sie war als Kind des öfteren bei den verschiedenen Schulfeiern in Lanzenkirchen mit ihrem Vater dabei. 1911 heiratete sie im Schloss Schwarzau Erzherzog Karl Franz Joseph (1887-1922). Bei dieser Hochzeit war viel Prominenz anwesend, u. a. Kaiser Franz Joseph.

Nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand im Jahre 1914 wurde Zita’s Gatte Thronfolger und 1916 Kaiser von Österreich.

Aber nur zwei Jahre, denn 1918 verzichtete er um des Friedens willen auf den Thron und ging mit seiner Frau Zita ins Exil in die Schweiz und später nach Madeira, wo er 1922 starb. 1982 kam die ehemalige Kaiserin Zita als 90jährige wieder nach Österreich. Unerlaubt, aber niemand regte sich auf. Niemand fühlte sich von ihr bedroht. 1989 starb sie. Und jetzt erst wurde sie wieder Österreicherin. In Klosterneuburg wurde der österreichische Erzherzogshut auf ihren Sarg gelegt und feierlich wurde sie in der Kapuzinergruft - wo die österreichischen Kaiser begraben liegen - bestattet.

Otto von Habsburg, der heutige Europapolitiker, ist einer ihrer Söhne.

1909: Nach dem Tod von Don Carlos, kam sein Sohn Don Jayme von Bourbone (1870-1931) in das Schloß nach Frohsdorf, das einige Jahre ein ziemlich verlassenes Dasein geführt hatte. Er wollte sich nun dauernd hier niederlassen. Er unterzog dem Schloß eine gründliche Reparatur. Er ließ die Wasserleitung einführen und den Obst- und Gemüsegarten in idealen Zustand versetzen. Hinter dem Tiergarten wurde eine große Fläche mit veredelten Weinreben versetzt und die Forstbestände erfuhren eine intensive Behandlung.

Er zeigte auch viel Interesse am hiesigen Schulgeschehen und nahm oft an Schulfeiern teil. Er galt als sehr leutselig. In Frohsdorf wurde Don Jayme "der Prinz" genannt und er wurde auch oft in den hiesigen Gasthäusern gesehen. Kinder beschenkte er immer mit Zuckerln und es wird berichtet, daß er sich manches Mal auch um Notleidende kümmerte. So bezahlte er die Rechnung in einer Apotheke, als eine kranke Frau zuwenig Geld für ein Medikament hatte.

Ansonsten galt er aber als Lebemann. Um seinen aufwendigen Lebensstil, und vor allem auch seine Spielleidenschaft finanzieren zu können, verkaufte er das Schloss Katzelsdorf und 1911 den Schnotzenhof (an Oskar Ritter von Rottermann, der gleich seine Tochter Olga anschreiben ließ).

Die Schlosskapelle wurde noch während der Zeit von Don Jayme zur Feier des öffentlichen Sonntagsgottesdienstes benutzt. Sie war mit vielen Bildern ausgestattet.

1931 starb Don Jayme in Paris kinderlos und unverheiratet.

Seine Erben waren seine Schwestern:

Beatrix von Bourbone, verh. Prinzessin Massimo erhielt das Schloss Frohsdorf und

Blanca von Bourbone, verh. Habsburg-Salvator, erbte das Schloss Pitten.

Am 22. April 1941 verkaufte Beatrix, Prinzessin Massimo das Schloss Frohsdorf an die Deutsche Reichspost. Die Kapelle wurde für die Öffentlichkeit geschlossen. Vor dem Verkauf brachte Prinzessin Massimo kostbare Bilder im Meierhof, wo sie jetzt wohnte, in Sicherheit. Leider brannte der Meierhof nach einen Bombeneinschlag und alle Bilder wurden vernichtet. Die Felder und Wälder behielt die Prinzessin als ihr Eigentum.

Das Schloss wurde nach 1941 als Erholungsheim für Mütter und Frauen von Postangestellten genutzt.

1945 zog Prinzessin Massimo nach Italien, wo sie 1960 starb.

1945 besetzten die russischen Truppen das Schloß Frohsdorf und verwüsteten es ziemlich.

1955: Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen übernahm die Österreichische Postverwaltung das Schloss, und renovierte es zwischen 1961 und 1968 um 72 Millionen Schilling und benutzte es bis 1996 als Schule und Lehrlingsheim für Fernmeldemonteure.

1961 hat die Gräfin Blanca Wurmbrand - Stuppach, die Erbin nach ihrer Mutter Prinzessin Massimo, den Meierhof und einige Gründe verkauft und ist in das Jagdhaus gezogen, das 1978 ihr Sohn Ernst Gundaccar Wurmbrand übernahm.

1970: Ein Blitzschlag zerstört den Dachstuhl des neu renovierten Schlosses Frohsdorf. Doch alles wird wieder saniert und das Schloss erstrahlt in neuem Glanz.

Die Schlosskapelle wurde erstmals wieder zum 100. Todestag des Hl. Johannes Don Bosco (ca. 1985) für die Öffentlichkeit geöffnet. in den folgenden Jahren war es möglich wenigstens zum Kirtag den Gottesdienst in der Schlosskapelle zu feiern und einige Kulturveranstaltugen in den Räumlichkeiten oder im Innenhof abzuhalten.

Doch jetzt scheint die Zukunft des Schlosses wiederum sehr ungewiss: Wird es verkauft oder bleibt die Post weiterhin Schlossbesitzer? Eine Frage, die derzeit nicht zu beantworten ist!

 


Zuletzt aktualisiert am  4. 1. 2000
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